Projekt
Problematische Objekte Online
Zum Umgang mit Produkten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in den Sammlungen des Salzburg Museum – bei der Inventarisierung und Online
Schlagworte
Ableismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Diskriminierung, Eurozentrismus, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Homophobie, Kolonialismus, LGBTQI+-Feindlichkeit, Othering, Rassismus, Sexismus
Zur Einführung
Gemäß dem Selbstverständnis als moderne Einrichtung der Forschung, Bewahrung und des Wissenstransfers hat sich das Salzburg Museum die digitale Inventarisierung und Sichtbarmachung seiner Sammlungen zum Ziel gemacht. Zukünftig sollen die Sammlungsbestände des Museums möglichst vollständig online zugänglich sein.
Bei der Sichtbarmachung einer kulturgeschichtlichen Sammlung von über 700.000 Objekten ergibt sich jedoch die Frage nach dem korrekten Umgang mit sogenannten „problematischen Objekten“, also Museumsobjekten, die in erster Linie Produkte oder Zeugnisse einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit darstellen.
Das sind z. B.
- Objekte, die einer stereotypisierenden, herabwürdigenden, kolonial-eurozentrischen (Bild-)Tradition entstammen und/oder mit entsprechenden Begriffen bezeichnet wurden.
- Objekte, die Teil nationalistischer oder nationalsozialistischer Propaganda sind.
- Objekte, die sich gegen (ehemals) marginalisierte Menschengruppen richten.
- Dazu kommen Objekte, die gemäß sammlungshistorischer Traditionen oder Unbedarftheit aus eurozentrischer bis abwertender Perspektive, mit überkommenen Begriffen, nach stereotypisierenden Kategorien etc. beschrieben wurden und werden.
Zusammengefasst geht es um Sammlungsobjekte und deren Beschreibungstexte, also um Datensätze in der Online-Datenbank, die aufgrund ihres Inhalts nicht ohne erläuternde historische Einordnung, ohne Kontext, unkontrolliert im Netz zur Verfügung gestellt werden können, aber aufgrund unseres Bildungsauftrags auch online sichtbar gemacht werden sollten.
Das laufende Projekt – Work in Progress
Um den sensiblen Umgang mit problematischen Objekten in der Online-Datenbank zu gewährleisten, wurde 2020 eine eigene Projektgruppe gegründet. Durch sie werden die entsprechenden Datensätze in der Museumsdatenbank erfasst und gesammelt, anschließend mit den Sammlungsleiter_innen auf die jeweilige Problematik hin überprüft und im Beschreibungstext individuell kontextualisiert. Gemeinsam wird entschieden, ob problematische Begriffe aufgrund geschichtswissenschaftlicher Notwendigkeit (z. B. Begriff ohne Alternativen, originaler Werktitel) beibehalten werden sollten.
Nach gründlicher Prüfung werden alle entsprechenden Online-Datensätze sprachsensibel verfasst und kommentiert zur Verfügung gestellt. Beibehaltene problematische Begriffe werden mit einem Glossar verlinkt, das eine weitere Kontextualisierung bereithält. Die Glossartexte werden ständig erweitert und erneuert.
Ziel und Chancen
Das Salzburg Museum sieht in dieser Strategie die folgenden Chancen: Einerseits kann an der maximalen Sichtbarmachung der Sammlung festgehalten werden und die Verzerrung des Blicks auf die Salzburger Geschichte – auch des Rassismus und der Diskriminierung – wird umgangen. Gleichzeitig wird durch sensible Kontextualisierung ein Problembewusstsein um diese Geschichte, ihre Objekte und Worte sowie ihre Wirkungsmechanismen bis in die heutige Zeit vertieft. Das Salzburg Museum setzt damit ein Zeichen für moderne, integrative Museumsarbeit.
Kontakt
Alexandra Hylla M.A. (dzt. Karenz)
Projektleitung Problematische Objekte Online
Salzburg Museum GmbH
Alpenstraße 75, 5020 Salzburg
ATU 66100756 / FN 355646 i
+43 662 620808-151
Alexandra.Hylla@salzburgmuseum.at
Mag. Markus Schwellensattl
Chefkollektor
Salzburg Museum GmbH
Alpenstraße 75, 5020 Salzburg
ATU 66100756 / FN 355646 i
+43 662 620808-175
Markus.Schwellensattl@salzburgmuseum.at