Salzburger Heimatwerk
Typ
Organisation
Datierung / Lebensdaten
* 1946
Biographie
"Die heutige Genossenschaft Salzburger Heimatwerk wurde am 26.11.1946 provisorisch als Einrichtung des Landes Salzburg nach dem Vorbild des 1934 eröffneten Steirischen Heimatwerkes gegründet. Als Geschäftsführer wurde Tobi Reiser d. Ä. (1907-1974) bestellt. Der damalige Landeshauptmann DI Albert Hochleitner übergab Reiser im Jahre 1946 einen leer stehenden, ziemlich desolaten Raum im Salzburger Residenz – Neugebäude der Stadt Salzburg, welcher gelegentlich als Abstellraum für Eisenwaren diente und im 19. Jh. noch eine Militär-Hauptwache beherbergte. Nach mehreren Anläufen wurde am 8. April 1948 das Salzburger Heimatwerk als Genossenschaft bäuerlicher Handwerker in das Genossenschaftsregister eingetragen.
Primär sollten vom Heimatwerk die Sachgüter der regionalen bodenständigen Volkskultur, insbesondere Volkskunst und Tracht erhalten und weiten Kreisen der Bevölkerung nahe gebracht werden. Richtschnur dabei war jedoch nicht starres Konservieren, sondern lebendige Anpassung und damit ständige Neuformung. Von mühevollen Anfängen mit einem Startkapital von Schilling 3.500.-- (rund Euro 250.--) und einem Lagerraum, den sonst niemand haben wollte, entwickelte sich das Salzburger Heimatwerk mit dem Salzburger Adventsingen zu einer bedeutenden Unternehmung und Kulturinstitution.
Das Salzburger Heimatwerk heute ist als Kultur- Gewerbe- und Handelsunternehmen eine bedeutende Salzburger Institution. Für seine Leistungen wurde es vom Land Salzburg ausgezeichnet und zur Führung des Landeswappens berechtigt. Es wurde im Jahre 1988 formalrechtlich zu einer registrierten Genossenschaft mit beschränkter Haftung formiert und ist seit 2009 EU – konform eine eingetragene Genossenschaft (e. G.) Die Mitglieder der Genossenschaft erhalten keine Ausschüttung, die Erträge werden ausschließlich unternehmerischen Zwecken und der Förderung volks- und alltagskultureller Projekte zugeführt.
Das Heimatwerk Salzburg 1942 - 1945
Spätestens seit der 1938 erfolgten Annexion Österreichs an das Deutsche Reich suchte das Deutsche Heimatwerk Kontakt zu österreichischen Werkstätten und bemühte sich im Gegenzug um eine Präsentation deutscher Erzeugnisse in der Ostmark. In Wien hatte man wenig Erfolg, anders in Salzburg, wo Anfang Oktober 1940 ein Deutsches Heimatwerk als Verkaufsstelle in der Bismarckstraße 4 eingerichtet wurde. Unter Verzerrung einiger Tatsachen versuchte das Salzburger Volksblatt das Deutsche Heimatwerk mit dem Steirischen Heimatwerk gleichzusetzen. Einigen Salzburger NS-Funktionären, vornehmlich der Landesbauernschaft war dieses Deutsche Heimatwerk jedoch ein Dorn im Auge, war doch bekannt, dass es in Salzburg spätestens seit 1938 Pläne zur Schaffung eines Heimatwerks nach Grazer Vorbild gab. Gegen die ausdrücklichen Anweisungen des Reichsbauernführers plante die Salzburger Landesbauernschaft eine Konkurrenzgründung zum Deutschen Heimatwerk in Salzburg, welche am 16.12.1942 durch den Gauleiter und Reichsstadthalter Adolf Scheel als „Heimatwerk Salzburg“ gegründet wurde. Es war ein Paradebeispiel dessen, wie der Begriff „Heimat“ in der NS-Zeit für ideologische Zwecke missbraucht wurde und daraus eine „Volksbewegung“ über allen Organisationen entstehen sollte.
An der Spitze stand der Gauleiter selbst, ihm untergeordnet der so genannte Gaukulturrat, der sich aus 15 Funktionären und Parteimitgliedern zusammensetzte. Darüber hinaus wurden besondere Beauftrage für einzelne Arbeitsgebiete berufen, so auch Tobi Reiser für das Gebiet Volksmusik. Bis auf Ortsebene war die entsprechende Organisation aufzubauen, „damit die Arbeit des Heimatwerkes Salzburg wirklich den einzelnen Menschen und die kleinste Zelle unseres Reichsgaues erfasst.“ (Salzburger Zeitung, 17.12.1942) Es wurde als Gemeinschaft für Volks- und Brauchtumspflege gesehen, die eine Volksbewegung über allen Organisationen sein sollte. Helmut Amanshauser wurde mit der „fachlichen Schulung der Beauftragten und Mitarbeiter“ betraut und bemühte sich auch dort um die „Erziehung zum artgebundenen bodenständigen Handwerk“ und die Fortsetzung „germanischer Tradition“. Das Heimatwerk vergab – wie die in Graz, Linz und Wien – eine Wertmarke, die dem „Wappen des Reichsgaues Salzburg“ ähnelte und von einer „Odalrune gekrönt“ wurde. Es gab jedoch keine Verkaufsstelle vom „Heimatwerk Salzburg“. Ein solche betrieb nur das Deutsche Heimatwerk, welches im Zuge lokaler Streitigkeiten um Kompetenzen und die Richtung der Kulturpflege zunehmend zwischen die Fronten geriet, jedoch bis 1945 existierte."
Online unter: https://www.heimatwerk.at/de/heimatwerk-geschichte/#:~:text=Die%20heutige%20Genossenschaft%20Salzburger%20Heimatwerk,(1907%2D1974)%20bestellt. (Stand: 24.10.2022)
Objekte in der Sammlung
52
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2022-10-24T08:33:33Z
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Salzburg, Österreich
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"Die heutige Genossenschaft Salzburger Heimatwerk wurde am 26.11.1946 provisorisch als Einrichtung des Landes Salzburg nach dem Vorbild des 1934 eröffneten Steirischen Heimatwerkes gegründet. Als Geschäftsführer wurde Tobi Reiser d. Ä. (1907-1974) bestellt. Der damalige Landeshauptmann DI Albert Hochleitner übergab Reiser im Jahre 1946 einen leer stehenden, ziemlich desolaten Raum im Salzburger Residenz – Neugebäude der Stadt Salzburg, welcher gelegentlich als Abstellraum für Eisenwaren diente und im 19. Jh. noch eine Militär-Hauptwache beherbergte. Nach mehreren Anläufen wurde am 8. April 1948 das Salzburger Heimatwerk als Genossenschaft bäuerlicher Handwerker in das Genossenschaftsregister eingetragen.<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />Primär sollten vom Heimatwerk die Sachgüter der regionalen bodenständigen Volkskultur, insbesondere Volkskunst und Tracht erhalten und weiten Kreisen der Bevölkerung nahe gebracht werden. Richtschnur dabei war jedoch nicht starres Konservieren, sondern lebendige Anpassung und damit ständige Neuformung. Von mühevollen Anfängen mit einem Startkapital von Schilling 3.500.-- (rund Euro 250.--) und einem Lagerraum, den sonst niemand haben wollte, entwickelte sich das Salzburger Heimatwerk mit dem Salzburger Adventsingen zu einer bedeutenden Unternehmung und Kulturinstitution.<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />Das Salzburger Heimatwerk heute ist als Kultur- Gewerbe- und Handelsunternehmen eine bedeutende Salzburger Institution. Für seine Leistungen wurde es vom Land Salzburg ausgezeichnet und zur Führung des Landeswappens berechtigt. Es wurde im Jahre 1988 formalrechtlich zu einer registrierten Genossenschaft mit beschränkter Haftung formiert und ist seit 2009 EU – konform eine eingetragene Genossenschaft (e. G.) Die Mitglieder der Genossenschaft erhalten keine Ausschüttung, die Erträge werden ausschließlich unternehmerischen Zwecken und der Förderung volks- und alltagskultureller Projekte zugeführt.<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />Das Heimatwerk Salzburg 1942 - 1945<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />Spätestens seit der 1938 erfolgten Annexion Österreichs an das Deutsche Reich suchte das Deutsche Heimatwerk Kontakt zu österreichischen Werkstätten und bemühte sich im Gegenzug um eine Präsentation deutscher Erzeugnisse in der Ostmark. In Wien hatte man wenig Erfolg, anders in Salzburg, wo Anfang Oktober 1940 ein Deutsches Heimatwerk als Verkaufsstelle in der Bismarckstraße 4 eingerichtet wurde. Unter Verzerrung einiger Tatsachen versuchte das Salzburger Volksblatt das Deutsche Heimatwerk mit dem Steirischen Heimatwerk gleichzusetzen. Einigen Salzburger NS-Funktionären, vornehmlich der Landesbauernschaft war dieses Deutsche Heimatwerk jedoch ein Dorn im Auge, war doch bekannt, dass es in Salzburg spätestens seit 1938 Pläne zur Schaffung eines Heimatwerks nach Grazer Vorbild gab. Gegen die ausdrücklichen Anweisungen des Reichsbauernführers plante die Salzburger Landesbauernschaft eine Konkurrenzgründung zum Deutschen Heimatwerk in Salzburg, welche am 16.12.1942 durch den Gauleiter und Reichsstadthalter Adolf Scheel als „Heimatwerk Salzburg“ gegründet wurde. Es war ein Paradebeispiel dessen, wie der Begriff „Heimat“ in der NS-Zeit für ideologische Zwecke missbraucht wurde und daraus eine „Volksbewegung“ über allen Organisationen entstehen sollte.<br class="linefeed" /><br class="linefeed" />An der Spitze stand der Gauleiter selbst, ihm untergeordnet der so genannte Gaukulturrat, der sich aus 15 Funktionären und Parteimitgliedern zusammensetzte. Darüber hinaus wurden besondere Beauftrage für einzelne Arbeitsgebiete berufen, so auch Tobi Reiser für das Gebiet Volksmusik. Bis auf Ortsebene war die entsprechende Organisation aufzubauen, „damit die Arbeit des Heimatwerkes Salzburg wirklich den einzelnen Menschen und die kleinste Zelle unseres Reichsgaues erfasst.“ (Salzburger Zeitung, 17.12.1942) Es wurde als Gemeinschaft für Volks- und Brauchtumspflege gesehen, die eine Volksbewegung über allen Organisationen sein sollte. Helmut Amanshauser wurde mit der „fachlichen Schulung der Beauftragten und Mitarbeiter“ betraut und bemühte sich auch dort um die „Erziehung zum artgebundenen bodenständigen Handwerk“ und die Fortsetzung „germanischer Tradition“. Das Heimatwerk vergab – wie die in Graz, Linz und Wien – eine Wertmarke, die dem „Wappen des Reichsgaues Salzburg“ ähnelte und von einer „Odalrune gekrönt“ wurde. Es gab jedoch keine Verkaufsstelle vom „Heimatwerk Salzburg“. Ein solche betrieb nur das Deutsche Heimatwerk, welches im Zuge lokaler Streitigkeiten um Kompetenzen und die Richtung der Kulturpflege zunehmend zwischen die Fronten geriet, jedoch bis 1945 existierte."<br class="linefeed" />Online unter: https://www.heimatwerk.at/de/heimatwerk-geschichte/#:~:text=Die%20heutige%20Genossenschaft%20Salzburger%20Heimatwerk,(1907%2D1974)%20bestellt. (Stand: 24.10.2022)
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