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Doppelradschlossgewehr
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Bei dem Objekt handelt es sich um ein historisches Gewehr aus der Waffensammlung des Salzburg Museum. Es ist eines der ältesten erhaltenen und wertvollsten Radschlossgewehre der Welt und das bedeutendste Objekt der Waffensammlung des Museums.
Das Gewehr stammt aus dem 16. Jahrhundert und befand sich im Besitz von Matthäus Lang, der von 1519 bis zu seinem Tod 1540 Fürsterzbischof von Salzburg war. Die Waffe wurde in Süddeutschland hergestellt. Sie war möglicherweise ein Geschenk an Matthäus Lang von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich, dem späteren Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Ein so wertvolles Geschenk verdeutlicht die herausragende Stellung des Salzburger Fürsterzbischofs in der damaligen Zeit.
Auch nach der Regentschaft Matthäus Langs scheint das wertvolle Stück immer wieder in den Inventaren der Festung Hohensalzburg auf. Um 1800 wurde es vor den in Salzburg einfallenden französischen Truppen versteckt. Vermutlich mit Hilfe des Abtes von St. Peter, Dominikus Hagenauer, konnte es schließlich im Stift geborgen werden.
Im Jahresbericht des Salzburg Museum von 1860 taucht das Gewehr wieder auf. Zu lesen ist dort, dass die Waffe als Geschenk dem Museum vermacht werde. Die damals dem Gewehr verliehene Inventarnummer 1 zeigt den hohen Stellenwert der Waffe innerhalb der Sammlung des Museums.
Jedoch schon 1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde das wertvolle Gewehr, das zum Schutz in einem Bergstollen verwahrt war, dort gestohlen und gelangte nach Nordamerika. Der Verbleib der Waffe blieb sehr lange Zeit unbekannt, und das Museum wusste bis in die Mitte der 1980er Jahre nicht, ob diese Prunkwaffe überhaupt noch existierte. Dann erfuhr man jedoch, dass die Waffe in einer privaten Sammlung in den USA verwahrt worden war, jedoch bereits ein Weiterverkauf an Unbekannte erfolgt sei. Erst 2012/13 konnte das Gewehr über einen pensionierten Londoner Museums-Waffenexperten wieder ausfindig gemacht und 2016 vom Salzburg Museum erworben werden. So kehrte das Doppelradschlossgewehr wieder zurück in die Waffensammlung des Hauses.
Das Gewehr hat insgesamt eine Länge von 84 Zentimetern. Der Lauf, also das Rohr im vorderen Teil der Waffe, misst 57,5 cm und ist aus Metall. Der Lauf ist achtkantig und mit Laubmotiven verziert. Gezielt wurde beim Schießen über „Kimme“ (eine Einkerbung) und „Korn“ (einen länglichen Zapfen). Auf der oberen und den beiden seitlich anschließenden Flächen des Laufes befindet sich ein geätzter Schriftzug in lateinischer Sprache. Er besagt: „Fort mit jedem, der uns trennen will, unsterbliche Götter, worin ist ein Mensch besser als der andere! Nicht einmal Jupiter gefällt alleine!“ Vermutlich soll der Text den Zusammenhalt der katholischen Kirche gegen das Aufkommen von Protestantinnen und Protestanten stärken. Auch die Jahreszahl „1534“ findet sich dort.
Der Lauf ist mit fünf durchbrochenen Messingbändern verziert. Am Übergang vom Lauf zum Kolben, dem hinteren, hölzernen Teil des Gewehres, wird der Schaft breiter. Dort befindet sich das Doppelradschloss, dem das Gewehr seinen Namen verdankt. Die Schlossplatte, auf der das Doppelradschloss montiert ist, ist reich mit geätztem Laubwerk und dem Familienwappen Matthäus Langs verziert. Diesen Metallteilen gebührt besondere Aufmerksamkeit. Die Radschlösser bestehen aus zwei runden Aufsätzen, den Rädern, und durchbrochen gearbeiteten Raddeckeln. Sie sind zusammen mit zwei Haltevorrichtungen, den Hähnen, das Herzstück des Gewehres.
Beim Schießen wird das Rad mit einem Schlüssel aufgezogen. Am Hahn wird ein Stück Schwefel-Kies befestigt und auf das Rad gedrückt. Feines Zündpulver wird auf eine kleine Pfanne neben dem Rad gegeben. Der Abzug wird betätigt. Das Rad reibt am Schwefel-Kies. Die dadurch entstehenden Funken entzünden das Zündpulver.
Die technische Besonderheit von Doppelradschlossgewehren besteht darin, dass zwei Ladungen in einem Lauf abgefeuert werden können.
Der hintere Teil des Gewehres, der sogenannte Kolben, ist breiter und dicker als der schmale Lauf. Der Kolben ist aus Holz und mit Ranken in Türkisgrün, Schwarz und Gold bemalt. Auch das Familienwappen des Fürsterzbischofs ist hier in Rot und Weiß abgebildet. An der Kolbenunterseite befindet sich der sogenannte Abzugsbügel, ein geschwungener, nach unten zeigender Metallbogen.
Zur Zeit des Fürsterzbischofs Lang standen Radschlösser erst am Anfang einer technischen Entwicklung, die noch fast zwei weitere Generationen dauern sollte, bis sie dann um 1580 bei jagdlichen und militärischen Gewehren und Pistolen Verbreitung fand.
So zählt das Prunkstück aus der Sammlung des Salzburg Museum zu den wenigen frühen Unikaten dieses Waffentyps und ist daher von unschätzbarem Wert.
Eckdaten:
Titel: Doppelradschlossgewehr des Salzburger Fürsterzbischofs Matthäus Lang (reg. 1519–1540)
Person/Organisation: Unbekannt
Datierung: 1534
Länge: 84 cm
Material/Technik: Eisen, z. T. vergoldet, Messing, Holz, Bemalung
Salzburg Museum, Inv.-Nr. WA 0001