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Trumscheit, Tromba Marina, Marientrompete oder Nonnengeige



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Das Trumscheit, auch Nonnengeige, Tromba Marina oder Marientrompete genannt, ist ein großes Streichinstrument mit besonderem Klang. Das Instrument klingt wie eine Trompete.

Das fast zwei Meter hohe Musikinstrument besitzt einen schmalen, länglichen Resonanzkörper aus Fichtenholz, der nach oben hin trapezförmig zusammenläuft und unten offen ist. Der Resonanzkörper wird auch Korpus genannt. Das Brett des Korpus, auf dem die Saite gespannt ist, heißt Decke.

Die Decke des Trumscheits auf dem Bild ist flach. Sie besteht aus zwei aneinander geleimten, langen Spänen. Eine dunkle, schmale Randeinlage umrahmt die Decke. Der gewölbte Korpusboden besteht aus sieben Fichtenspänen, die an den Nahtstellen durch dunklere Holzeinlagen farblich abgesetzt sind. Der unten offene Korpus wird von einem Hartholzrahmen gestützt. Unterhalb der Decke sind fünf Querrippen versteckt. Am oberen Korpusende sitzt der massive, aus schwarzem Holz gedrehte und mit zweieinhalb Wülsten stufenförmig verzierte Oberblock. Dies sieht aus, als würde das Instrument einen schwarzen Kragen besitzen, aus dem sein langer, schmaler Hals herauswächst. Dieser Hals bildet eine Einheit mit dem vergleichsweise kleinen Wirbelkasten, der in einer Volute mit flacher, blattförmiger Stirn endet. Der Wirbel besteht aus Eisen und besitzt einen Ringgriff und ein Zahnrad samt Bremsfeder, um die Position des Wirbels und die Spannung der Saite zu fixieren. Auf Hals und Decke sind einige mit Tusche geschriebene Tonbuchstaben zu erkennen: auf der Decke ein G, auf dem Hals von unten nach oben C und G. Die restlichen Buchstaben sind so gut wie unleserlich. Das Instrument hat nur eine einzige Darmsaite, die im unteren Drittel des Instrumentes über einen schuhförmigen Steg geführt wird.

Beim Spiel wird das Trumscheit ähnlich wie ein Kontrabass an der Schulter oder am Brustkorb angelehnt. Mit dem Geigenbogen in der rechten Hand streicht man die Saite oberhalb der linken Hand. Das Instrument wird mit sogenannten Flageolettönen [sprich: Flascholé-Tönen] gespielt. Gegenüber dem festen Griff auf die Saite, der diese verkürzt, greift man beim Flageolett nur mit leichtem Fingerdruck. Die Saite schwingt als Ganzes, d. h. auch hinter dem Finger. Sie versetzt damit den mit nur einem Fuß fest auf der Decke ruhenden Steg in Vibration. Durch einen locker aufgesetzten zweiten Stegfuß, der durch die schwingende Saite vibrierend auf die Decke gedrückt wird, entsteht der schmetternde, trompetenartige Klangcharakter.

Da Trompeten nur von Mitgliedern der Zunft gespielt werden durften und in Salzburg als Herrschaftssymbol dem Fürsterzbischof als Landesherren vorbehalten waren, wurde das Trumscheit vielerorts als Trompetenersatz verwendet. Ein weiterer Vorteil war, dass dieses Instrument auch von Streichern gespielt werden konnte, die dem Trompetenspiel nicht mächtig waren.

Das Trumscheit dürfte sich aus dem Monochord entwickelt haben, einem mit einer Saite bespannten Resonanzkörper, der bereits in der Antike zu musiktheoretischen Zwecken zum Einsatz kam.

Der Begriff „Trumscheit“ leitet sich einerseits vom althochdeutschen „trumme“, „trumpe“, was so viel wie Trommel oder Trompete bedeutet, und andererseits von „scheit“ für (längliches) Holzstück ab. Auf den ersten Blick hat ein Saiteninstrument wenig mit einer Trompete oder einer Trommel gemeinsam, doch sein etwas scheppernder, blecherner Klang erklärt, dass dieses Instrument zu Recht als „Tromba marina“, „Trumpet marine“ oder „Trompette marine“ bezeichnet wird, abgeleitet von Maria als Marientrompete. Der Begriff Nonnengeige dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sich vor allem im süddeutschen Raum viele dieser Instrumente in Frauenklöstern erhalten haben.

In Salzburg finden sich viele schriftliche Hinweise, dass Trumscheite zum Einsatz kamen. So verwendete der Salzburger Kapellmeister Abraham Megerle (1607–1680) dieses Instrumentbeispielsweise in seinen Kompositionen und bildete es auch in seiner Autobiografie „Speculum musico-mortuale“ von 1672 ab. Dass der fürsterzbischöfliche Hof Trumscheite verwendete, bezeugt ein Inventar der Musikinstrumente anlässlich der Übergabe des kurfürstlichen Garderobeamtes im Jahr 1805, in dem „trombe marine" aufgelistet werden. Darunter ein Instrument des Cremoneser Geigenmachers Lorenzo Storioni (1744–1816).

Auch im klösterlichen Bereich kam das Instrument zum Einsatz. Aus dem Benediktinerinnenstift Nonnberg ist bekannt, dass Frau Susana von Kienburg 1625 als erste das Spiel auf der „Trompeta marina“ erlernt hatte. Etwa hundert Jahre später (1721) beherrschten nachweislich bereits fünf Nonnen dort das Instrument. Und eine Tagebuchaufzeichnung des Studenten Fr. Heinrich Pichler aus dem Jahre 1746 berichtet wiederum: "Die Music produzirten die Closterfrauen und hatten anstatt Trompeten eine Pumpelmarin genannt, welche gegeigt wird und hat nur 2 Saiten und gibt einen Thon von sich wie zwey Trompeten."

Das vorgestellte Instrument stammt aus dem 18. Jahrhundert und dürfte aus dem Ursulinenkloster in Salzburg um die Mitte des 19. Jahrhunderts ins heutige Salzburg Museum gekommen sein.

Eckdaten:

Titel: Trumscheit, Tromba Marina, Nonnengeige
Person/Organisation: Unbekannt
Datierung: 18. Jh.
Länge: 198 cm
Material/Technik: Fichtenholz, Metall
Salzburg Museum, Inv.-Nr. MI 1427